Das klingt zunächst wenig, zumal die Strahlungsleistung nur tagsüber zur Verfügung steht und zudem mit dem Stand der Sonne am Himmel variiert. Auf der anderen Seite stehen ausreichend große Flächen ungenutzt auf vielen Dächern zur Verfügung. Ferner eignen sich landwirtschaftlich oder baulich nicht nutzbare Flächen wie beispielsweise stillgelegte Mülldeponien zur Belegung mit PV-Generatoren. Denkbar sind zudem Flächen an Autobahnen. An Flächen mangelt es also nicht und damit langfristig auch nicht an der Menge aus solarer Einstrahlung erzeugten elektrischen Stroms. Schon heute strafen die installierten Leistung die Prognosen lügen, die Experten noch vor zehn Jahren sehr pessimistisch veröffentlichten. Wohl aber besteht ein großer Bedarf an Speicherkapazitäten, denn die Sonne scheint oft dann wenn elektrischer Energie aus dem Netz nicht abgerufen wird. Zudem ist die Einstrahlung nicht sicher kalkulierbar, weil sie unter anderem auch stark vom Wetter abhängig ist. Durch die sehr starke Volatilität der Sonnenenergie decken sich Last- und Erzeugerkurven nicht. 

Photovoltaik bietet große Chancen, die Energiesystemtransformation voran zu treiben. Gemeinsam mit Wind- und Wasserkraft gehört Photovoltaik hier zu den Schlüsseltechnologien. Herausforderungen liegen in erster Linie im Bedarf an Speichertechnik. Hier kann die Elektromobilität Synergieeffekte eröffnen, sowohl die Fahrzeuge selbst mit ihren Batteriekapazitäten als auch die Batterietechnologie als solches für stationäre Speicher. Elon Musk, Chef von Tesla Motors und Technologie-Visionär, hatte 2015 einen Vorstoß gewagt, der plötzlich Batteriepreise in den Keller schnellen ließ. Liefern konnte er seinerzeit die großen Mengen noch nicht, jedoch reichten allein die Vorbestellungen, um über die Nachfrage Druck auf die noch recht hohen Batteriepreise auszuüben. Die Batterien sind derzeit noch ein massives Problem, nicht nur für die Elektromobilität, sondern insbesondere auch für die Photovoltaik. Lokale Batteriespeicher im Haus ermöglichen eine weitgehend autarke Versorgung privater Eigenheime und damit auch eine Entlastung der Verteilnetze durch höhere Eigennutzung.

Die Chancen für eine nahezu autarke Versorgung steigen mit gleichzeitig konsequenter Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen. Doch kein Vorteil ohne Schattenseiten! Die Energiewirtschaft ist nach wie vor stark auf fossile und nukleare Energieträger ausgerichtet und fest in globale Marktstrukturen eingebettet. Wie empfindlich dieses - auf Effektivität und Gewinnmaximierung sowie auf globalpolitische Einflussnahme getrimmte - System ist, zeigen die Medienschlagzeilen Anfang Februar 2016: Der Ölpreis ist auf einem langjährigen Tiefstand angekommen und die Wirtschaftspresse sieht Panik aufkommen. Bereits am 30.7.2015 meldete das Handelsblatt unter Berufung auf Reuters, dass Royal Dutch Shell 6000 Stellen wegen des Ölpreis-Verfalls abbauen will (Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/gewinn-bricht-ein-shell-streicht-wegen-oelpreisverfall-6-500-stellen/12123108.html, Zugriff: 05. Februar 2016). In einer Meldung vom 20. Januar 2016 zitiert der österreichische Kurier APA: Demnach plant Shell nach einer Fusion mit dem Gaslieferanten British Gas nun sogar den Abbau von 10.000 Stellen (Quelle: http://kurier.at/wirtschaft/unternehmen/niedriger-oelpreis-gewinneinbruch-bei-shell/176.150.439, Zugriff: 05. Februar 2016). In TV-Berichten fiel sogar der Satz: "Europa versinke in billigem Öl!" - Ein Trend zu niedrigen fossilen Energiepreisen hemmt den Ausbau regenerativer Energietechnologien. Das ist ohne Frage eine Konsequenz des Marktes. Subventionierungen regenerativer Energietechnologien führen zunehmend zu Missstimmungen unter den Stromkunden. Dagegen wird die jahrzehntelange staatliche Subventionierung von Kohle (der so genannte "Kohlepfennig", mit dem Kompensationsmaßnahmen des Arbeitsplatzabbaus im Ruhrgebiet zugunsten des Einkaufs "billiger" Kohle aus Fernost finanziert wurden) sowie die milliardenschwere Forschungssubvention in der Kernenergie durch den Steuerzahler nicht mehr diskutiert. Es sei angemerkt, dass die Entsorgung verbrauchter Brennelemente unabhängig von einem Ausstieg aus der Kernenergie nach wie vor nicht kostendeckend finanziert ist. 

Solartechnik reduziert also den Bedarf an fossiler und nuklearer Energieträger. Das setzt den etablierten Energiemarkt weiter unter Druck. Solartechnik muss aber auch preislich mit fallenden Preisen für konventionelle Energieträger Schritt halten können. Das hemmt die Entwicklung und führt zu wirtschaftlichen Engpässen bei den Herstellern beispielweise von PV-Modulen. Verschiedene Unternehmenspleiten hat die Branche in den letzten Jahren bereits erleben müssen.

(rs/02-2016)

Das Themengebiet "Photovoltaik" ist zur Zeit in der redaktionellen Bearbeitung. In den Rubriken "Regenerative Energie / Photovoltaik" und "Grundlagen / Physik" bzw. "Grundlagen / Elektrotechnik" werden bis März 2016 Berichte zu folgenden Themen zu lesen sein:

  • Solare Strahlung und deren Ursprung
  • "Verluste" in der Atmospäre
  • Himmelsgeometrie
  • Aufbau und Herstellung von Photovoltaik-Zellen und -Modulen
  • Solargeneratoren
  • Bypass- und Strang-Dioden
  • Abschattung und die Konsequenzen
  • Wechselrichtertechnik

Bei Bedarf können in der redaktionellen Planung auch individuelle Themenwünsche berücksichtigt werden. 

 

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