Wien, 6. März 2017 - Der Energiepreisindex (EPI) für private Haushalte der Österreichischen Energieagentur stieg im Jänner um 1 % auf 99 Index-Punkte. Damit befindet er sich auf dem höchsten Stand seit August 2015. Gegenüber dem Vorjahr (Jänner 2016) lag der EPI um ganze 6,1 % höher. Einen so starken Anstieg im Jahresvergleich gab es seit September 2012 nicht mehr. „Hauptverantwortlich für diesen signifikanten Anstieg im Jänner waren deutlich höhere Preise bei Heizöl und Treibstoffen“, erklärt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. 

Trendwende: Energie wird zum Inflationstreiber

Diese Steigerung bei den Energiepreisen wirkt sich auf die Inflation insgesamt aus. Der Verbraucherindex (VPI) stieg im Jahresvergleich um 2 % und wies damit den höchsten Wert seit Juli 2013 auf. „Wir beobachten hier einen Trendwechsel: Energie hat seit 2012 immer preisdämpfend auf die allgemeine Teuerungsrate gewirkt. Nun wird sie erstmals wieder zum Inflationstreiber“, analysiert Traupmann. Bereinigt um Energie würde die Jänner-Inflation im Jahresvergleich bei 1,7 % liegen, Energie steuerte somit insgesamt 0,3 Prozentpunkte zur gesamten Teuerung bei. „Damit ist die Zeit vorbei, in der Energie den Verbraucherpreisindex um 0,5 Prozentpunkte oder mehr senken konnten“, erläutert Traupmann. (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: VPI & Energiebereinigter VPI Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: Österreichische Energieagentur
Abbildung 1: VPI & Energiebereinigter VPI, Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: Österreichische Energieagentur

 

Erdölprodukte legen deutlich zu

Der aktuelle Anstieg im Energiepreisindex für Haushalte ist drauf zurückzuführen, dass Treibstoffen und Heizöl teurer wurden. So mussten private Haushalte für Benzin und Diesel zu Jahresbeginn 14,3 % mehr bezahlen als zum gleichen Zeitpunkt 2016. Berechnungen der Energieagentur zeigen, dass eine 50 Liter Tankfüllung Diesel somit um € 8,50 bzw. Super um € 5,80 teurer waren als im Jänner 2016. Der Preisvorteil gegenüber der restlichen EU blieb jedoch weiterhin bestehen: Superbenzin war im Jänner um 13,6 % und Diesel um fast 9 % billiger als im EU-Schnitt.

Heizöl um ein Drittel teurer - stärkster Preisanstieg seit Sommer 2010

Der stärkste Anstieg von allen Energieträgern war laut Energieagentur bei Heizöl zu beobachten: Gegenüber Jänner 2017 verzeichnet Heizöl ein Plus von knapp einem Drittel (32,7 %). Das ist der stärkste Preisanstieg seit Sommer 2010.  (Zur Entwicklung siehe Abbildung 2)

Abbildung 2: Entwicklung der Heizöl- und Treibstoffpreise, Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: Österreichische Energieagentur
Abbildung 2: Entwicklung der Heizöl- und Treibstoffpreise, Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: Österreichische Energieagentur

 

„Dieser außerordentlich starke Anstieg muss allerdings im Zusammenhang mit der Entwicklung der letzten Jahre beurteilt werden. Im Jänner 2016 waren die Preise für Heizöl äußerst niedrig, daher fällt die Steigerung jetzt noch stärker ins Gewicht“, erklärt Adrian Zelalic, Preisanalyst bei der Österreichischen Energieagentur.

Konkrete Auswirkungen für einen österreichischen Haushalt rechnet Zelalic an Hand eines Beispiels vor:  „Für eine Tankfüllung mit Heizöl ist derzeit ein denkbar schlechter Zeitpunkt: Für 3.000 Liter Heizöl hätte ein Haushalt im Jänner 2017 immerhin knapp 550 Euro mehr gezahlt als im Jänner 2016.“ Gegenüber September 2016 war eine Tankfüllung im Jänner 2017 um knappe 300 Euro teurer.

Wenig Dynamik am Rohölmarkt

Aktuelle Analysen der Energieagentur zeigen, dass von den internationalen Ölmärkten im Moment wenig Dynamik zu erwarten ist. Die Fördermengenreduktion der OPEC sowie Produktionssteigerungen der USA lassen große Preissprünge für Rohöl in nächster Zeit eher unwahrscheinlich erscheinen.

Preissteigerungen bei Strom und Gas nicht ausgeschlossen

Die Entwicklungen bei den Strom- und Gaspreisen waren im Jänner von Anpassungen bei Netzentgelten und Abgaben bestimmt, während die Energiepreise selbst größtenteils stabil blieben. Bei Strom wirkte sich vor allem die Senkung der Ökostromabgabe für Haushalte mit einer durchschnittlichen Ersparnis von € 20 für 2017 positiv aus.  Strom wurde gegenüber dem Vormonat um 4,7 % und im Jahresvergleich um 5,3 % günstiger.

Gegenüber Dezember 2016 wurde Gas hingegen insgesamt 0,9 % teurer, was unter anderem auch auf die seit Jahresbeginn höheren Netzentgelte zurückgeführt werden kann. Im Jahresvergleich war Gas noch um 3,4 % billiger. Die Fernwärme startete das neue Jahr mit einem Plus von 1,3 % gegenüber dem Vormonat, gegenüber dem Vorjahresmonat war Fernwärme um knapp 3 % teurer.

Sowohl bei Gas und auch Strom beobachtet die Energieagentur laufend die Entwicklung der Großhandelsmärkte. „Mit einiger Zeitverzögerung werden wesentliche Preisänderung auf diesen Handelsmärkten auch an Endkunden weitergegeben, da Lieferanten dort ihren Bedarf an Strom und Gas decken“, erläutert der Preisanalyst der Energieagentur weiter. In den letzten Monaten kam es bei beiden Energieträgern zu Preisanstiegen im Energiehandel. „Die Großhandelspreise für Gas sind zuletzt unter anderem aufgrund der extremen Witterung auf einen 18-Monatshoch geklettert, das zeigt auch unser Großhandelspreisindex ÖGPI“, so Zelalic.

Kalter Winter bringt 800 Millionen Euro Mehrkosten für Haushalte - Sanierung führt zu Ersparnissen

Die Preis- und Kostenanalysen der Energieagentur zeigen, dass im heurigen Winter Haushalte in doppelter Hinsicht mit kostensteigernden Faktoren konfrontiert waren: einerseits stieg durch den Kälteeinbruch der Verbrauch erheblich, andererseits fielen bei Treibstoffen und Heizöl  Preissteigerungen ins Gewicht. Geht man davon aus, dass sich der sehr kalte Winter über die gesamte Heizperiode (bis Ende März/April) fortsetzt, kann – gegenüber der vorigen Heizperiode – mit einem Plus an Heizgradtagen von etwa 20% gerechnet werden. Laut Berechnungen der Österreichischen Energieagentur ergeben sich daraus für die österreichischen Haushalte Mehrkosten von bis zu 800 Millionen Euro. Pro Haushalt bedeutet das im Schnitt bis zu 200 Euro pro Jahr.
Um langfristig Kosten zu sparen, rät die Österreichische Energieagentur den heimischen Haushalten, über effizienzsteigernde Maßnahmen wie Sanierungen oder die Anschaffung von effizienteren Geräten nachzudenken. Denn gerade bei steigenden Energiepreisen kommt es insbesondere bei Sanierungen zu deutlichen kürzeren Amortisationszeiten.

„Der heurige Winter hat uns gezeigt: Wir können nicht davon ausgehen, dass Kältewellen der Vergangenheit angehören und fossile Energieträger in Zukunft so billig bleiben. Daher ist es sinnvoll sich zeitig im Frühjahr über Sanierungs- und Effizienzmaßnahmen zu informieren, um für die nächste Heizsaison gerüstet zu sein“, rät Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. „Einfache Sanierungsmaßnahmen, wie die Dämmung der obersten Geschossdecke, können günstig und oft auch eigenständig durchgeführt werden. Besonders hier ergibt sich bei überschaubarem Aufwand ein merklicher Effekt“, so Traupmann weiter.

Das Informationsangebot der Österreichischen Energieagentur, wie beispielsweise der Heizkostenvergleich oder die Förderungsdatenbank, ist dabei eine erste Anlaufstelle für weiterführende Informationen und steht kostenfrei online zur Verfügung: www.energyagency.at

Wegweiser Förderungen: https://www.energyagency.at/fakten-service/foerderungen.html

Heizkostenvergleich: https://www.energyagency.at/fakten-service/heizkosten.html

Details und interaktive Grafiken zum EPI: https://www.energyagency.at/fakten-service/energie-in-zahlen/httpswwwenergyagencyatepi.html

Haftungsausschluss

Die Österreichische Energieagentur sowie alle bei der Erstellung der Indizes beteiligten Expert/innen haben deren Berechnung sowie inhaltliche Kommentare sorgfältig erstellt. Übermittlungs- bzw. inhaltliche Fehler können dennoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die Österreichische Energieagentur übernimmt daher keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte, insbesondere in Bezug auf eventuelle unmittelbare oder mittelbare Schäden, die durch die direkte oder indirekte Verwendung der angebotenen Informationen entstehen.

Über die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency

Die Österreichische Energieagentur (AEA) liefert Antworten für die Energiezukunft. Sie berät auf wissenschaftlicher Basis Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Die strategischen Schwerpunkte des Kompetenzzentrums für Energie liegen dabei auf der visionzero einer fossilfreien Zukunft, der Transformation des Energiesystems in Richtung Energieintelligenz und den damit verbundenen Umbrüchen in den energierelevanten Branchen. Im Vordergrund steht die Forcierung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energieträgern im Spannungsfeld zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie Versorgungssicherheit. Die Österreichische Energieagentur ist national und international tätig. Sie entwickelt Strategien für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung, führt Beratungen und Schulungen durch und ist die Vernetzungsplattform für die Energiebranche. Die Österreichische Energieagentur setzt klimaaktiv – die Klimaschutzinitiative des BMLFUW – operativ um und koordiniert die verschiedenen Maßnahmen in den Themenbereichen Mobilität, Energiesparen, Bauen & Sanieren und Erneuerbare Energie. Zudem betreibt die Österreichische Energieagentur im Auftrag des BMWFW die Nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle.

ENERGY2027>> 40 Jahre Österreichische Energieagentur

Die Österreichische Energieagentur feiert 2017 ihr 40-jähriges Jubiläum. Das Jubiläumsjahr mit dem Thema ENERGY 2027>> steht ganz im Zeichen der Energiezukunft. Wie werden wir im Jahr 2027 global und lokal Energie erzeugen, verteilen und nutzen? Der Zeitraum scheint kurz, aber angesichts der disruptiven und exponentiellen Entwicklungen ist heute nicht absehbar, wie unsere Energie-Welt in zehn Jahren tatsächlich aussieht und vor welchen Herausforderungen sie dann stehen wird.

Weitere Informationen für Mitglieder und Interessenten unter www.energyagency.at